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02692 Großpostwitz
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Michal Frencel, von dem ein Grabmal auf dem alten Friedhof neben der evangelischen Kirche kündet, wirkte hier von 1662 - 1706 als Pfarrer.
Er wurde zum Begründer der obersorbischen Schriftsprache indem er das neue Testament ins Sorbische übersetzte. Damit handelte er sich allerdings eine ganze Menge Schwierigkeiten mit der damaligen Obrigkeit ein.
Den Druck dieses, seines Werkes 1706 erlebte er aber nicht mehr.
von Karlheinz Tyfa
Blättern wir in der Geschichte unseres Ortes Großpostwitz, so finden wir viele berühmte Persönlichkeiten, die in der Vergangenheit durch ihre schöpferische Tätigkeit sich und der Allgemeinheit und der steten Weiterentwicklung ein unvergessenes Denkmal setzten.
Zu ihnen gehört auch der sorbische Pfarrer und Sprachwissenschaftler Michal Frencel (Michael Frenzel).
Er, am 02.02.1628 als Sohn eines domstiftlichen Verwalters und Dorfrichters in Pietschwitz (Becicy) bei Göda (Hodzij) geboren, besuchte das Gymnasium in Bautzen und die Fürstenschule in Meißen, studierte in Leipzig Theologie und trat 1651 als Geistlicher sein Amt in Kosel (K?zty) bei Niesky an.
Im Jahre 1663 wurde er zum Pfarrer in Großpostwitz (Budestecy) ernannt, wo er bis zu seinem Tode am 29.06.1706 wirkte. Die Grabplatte Michael Frenzel`s und seiner Frau gehören heute noch zu den denkmalpflegerisch wichtigsten Zeugen des Kirchhofes unserer Gemeinde.
In der Reformationsbewegung im 16. Jahrhundert traten auch in der Lausitz viele Feudalherren zum evangelischen Glauben über. Um ihre neuen Machtpositionen zu festigen und auszubauen, waren sie gezwungen, da die Mehrheit der Sorben nur ihrer Muttersprache beherrschten, sorbische Untertanen zu sorbischen Geistlichen ausbilden zu lassen, um den Fronbauern absoluten Gehorsam zu predigen.
So bekam eine beträchtliche Anzahl sorbischer Untertanen die Möglichkeit, sich eine entsprechende Bildung anzueignen. Diesen Geistlichen gebührt große Anerkennung für die Entwicklung der sorbischen Sprachen und der sorbischen Literatur.
Diese positiven Entwicklungen wurden aber durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges stark gehemmt und konnten erst in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts ihre Fortsetzung finden.
Einer der ersten Sorben, die eine umfangreiche Bildung besaßen, war Michael Frenzel. Hier, in unserem Ort, begann er seine Arbeiten über das sorbische Schrifttum und damit seinen lebenslangen Kampf mit den "Lausitzer Ständen", welche nur ein Ziel verfolgten, die sorbische Sprache zu negieren und das sorbische Schrifttum zu hemmen, zu beseitigen. Geistliche wie Michael Frenzel, die für das sorbische Volk, für die Fronbauern sorbisch schrieben, waren nicht nach dem Geschmack der herrschenden Stände.
Bald spürte auch Pfarrer Frenzel die Willkür der Obrigkeit. So rief er 1660 seine sorbischen Mitbrüder auf, sich zu einigen, um mit vereinten Kräften für ein menschenwürdiges Dasein der sorbischen Untertanen zu streiten.
Von 1670 an arbeitete Michael Frenzel mit ganzer Kraft an der Übersetzung des Neuen Testaments ins Obersorbische und gab somit erstmalig der obersorbischen Sprache eine gültige schriftliche Form.
Aus der Deutschen vorrede einer Sorbischen predigt aus dem Jahr 1688 - Michal Frencel
Auszug
Uns Wenden ist bei anderen Nationen ein gar schlechter Ruhm, dass wir außer dem Katechismo, den sieben Bußpsalmen und den zwei ersten von mir übersetzten Evangelisten (wiewohl die Exemplaria aller dieser Schriften sich ziemlich verloren und fast rar worden) in unserer oberlausitzer wendischen Sprache nichts haben. Daher auch unsere Wenden sich in ihrem Christentum selber wenig helfen können, weil sie keine wendischen Schriften haben, halten daher auch ihre Kinder fast ungern zur Schule, dannenhero das junge Volk nicht am besten aufwächst, teils, weil ihre Eltern solche nicht in der Zucht und Vermahnung auferziehen, indem sie in vielen Orten wegen fast täglichen Roboten und Hofdienste vom Morgen bis auf den Abend kaum soviel Weile und Zeit haben, dass sie selber für sich können beten…
Man hat nicht Ursache, der wendischen Sprache sich zu schämen; hat doch wohl mancher der wendischen Sprache es zu danken, dass er befördert worden: wenn etliche Herren von Adel nicht wendische Bauern hätten, es stünde gar schlecht um sie. Es ist solche Sprache nicht etwa eine neue und aus vielen Sprachen zusammengeraffte und gestoppelte Sprache, wie etliche in den Linguis und historiis (= in den Sprachen und der Geschichte) Unbewanderte vermeinen…
1688
Da das sorbische Volk sehr arm war, fand er auch keinerlei Finanzierung für den Druck seiner Übersetzungen. Daraufhin ließ er viele Teile davon auf eigene Kosten drucken. Der Obrigkeit waren diese Übersetzungen ein Dorn im Auge, und so wurden auf Veranlassung der "Oberlausitzer Stände" seine Arbeiten konfisziert. Frenzel gab aber seinen Kampf nicht auf und wandte sich mit der Beschwerde an den Kurfürsten in Dresden und bekam seine Bücher zurück. Die Bautzener Stände erhielten die Aufforderung für den Druck zu sorgen und dafür 200 Gulden zu bewilligen. Dieses Geld wurde aber niemals bezahlt.
Für die Übersetzung des Neuen Testaments nutzte Frenzel neben griechischem, lateinischem und deutschem Bibeltext auch polnischen und tschechischen. Dafür bildete er eine analogische Schreibweise, analog dem tschechischen Alphabet unter Berücksichtigung des Polnischen mit lateinischer Schrift und besonderen sorbischen Buchstaben wie dz, ž, e und anderen. Diese neuen sorbischen Buchstaben ließ er selbst gießen, als er die ersten Seiten des Neuen Testaments für den Druck vorbereitete. Um den Druck seiner Arbeiten zu gewährleisten, musste er aber auf Anordnung der Stände auf die analogische Schreibweise verzichten und das deutsche Alphabet übernehmen, welches völlig ungeeignet für die slawische Sprachen war. Schließlich konnten seine Übersetzungen im Jahre 1706 gedruckt werden und wurden somit zur Grundlage für das obersorbische Schrifttum. Trotz vieler Niederlagen, die Frenzel einstecken musste, gab er niemals auf, auch als ein verheerender Brand in der Pfarrei vieles Schriftgut vernichtete.
Hervorzuheben ist aber auch die Frau von Gersdorff, eine Gönnerin für den Druck des Neuen Testaments.
Erst nach dem 1. Weltkrieg setzte sich die so genannte analogische, slawische Schreibweise durch.
Hochzuwürdigen ist Frenzel's steter Kampf gegen Vorurteile gegenüber dem sorbischen Volk. Als 1697 Zar Peter der Große durch Sachsen reiste, übergab er ihm seine Bibelübersetzung und weitere Werke mit Widmung in sorbischer und lateinischer Sprache. In einem Brief, einer Dankschrift, an den Zaren verwies Frenzel auf die Verwandtschaft der Sorben mit der russischen Nation und anderen slawischen Nationen. Er bezeichnete den Zaren als Slawen aller Slawen. Diese Wechselkeit untermauert Frenzel auch im Vorwort seiner Arbeit "Postwitzscher Taufstein". Mit dieser Erwähnung ist unsere Kirchgemeinde nicht nur in die Geschichte eingegangen, sondern auch in die Literatur. So können wir mit Fug und Recht sagen, dass Michael Frenzel's Übersetzungen geistlicher Schriften eine außerordentliche sprachschöpferische Leistung in der damaligen Zeit des Pietismus (protestantische Bewegung besonders im 17.-18. Jahrhundert) darstellen.
Als Begründer der obersorbischen Sprache legte somit Michael Frenzel den Grundstein für mannigfaltige literarische Tätigkeiten in der Epoche der Aufklärung. Diese seine vielfältigen Bemühungen und Bestrebungen führte sein Sohn Abraham Frenzel (1656-1740) fort.
Literatur: Die Sorben - Wissenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart der sorbischen Minderheit
Serbšcina - 2. Studijny list
Um Bautzen und Schirgiswalde von Theodor Schütze
Mosaik - Lesestoffe aus der sorbischen Literatur